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Zeit aus dm Knaben große, schone Jünglinge geworden waren, fragte
sie einmal ihr Pflegevater: „Nicht wahr, ihr meint, ich sei euer Vater?
— Es ist aber nicht also. Ihr seid Prinzen. Der arme Numitor ist
euer Großvater, und Amulius hat ihn abgesetzt!" Das betrübte die
kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der Umgegend, ihre
Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte, gingen nach Alba, er-
schlugen den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron.
Erkenntlich für solche Wohlthat gab ihnen Numitor einen Fleck Landes
an der Tiber und erlaubte ihnen, eine Stadt zu bauen. Hier nun,
an dem Orte, wo sie als Hirten gewohnt hatten, legten Romulus
und Remus, in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, den
Grund zu der Stadt, aus welcher später das so mächtige Rom wurde.
Gleich im Anfange war unter den Brüdern Streit, wer von ihnen die
Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte, und der Streit
endete mit — Todschlag. Romulus schlug seinen Bruder Remus todt
und nannte die Stadt nach seinem Namen Rom. Dem Brudermörder
ging's indeß am Ende, ,wie er's verdiente. Er ward zwar König der
neuen Stadt, aber die Ältesten (lat. Senatoren) hatten auch ein Wort
mit zu reden. Und als Romulus ihnen einmal nicht recht zu Willen
sein wollte, stachen sie ihn todt und sagten aus Furcht vor dem Volke:
„Die Götter haben ihn abgeholt und in ihre Mitte versetzt." — Und
fortan hieß der Brudermörder Romulus ein Gott.
10. Pyrrhus und Fabrr'eirrs.
(283—272 v. Chr.)
Romulus' Stadt war von Tag zu Tag mächtiger geworden, und von ganz
Italien gefürchtet stand das kriegerische Rom da. Da kam etwa 300 v. Chr. aus
Epirus, einer Landschaft des nördlichen Griechenlands, ein mächtiger König über
das Meer; er hieß Pyrrhus; er wollte sich mit den Römern messen. In der
ersten Schlacht siegte er hauptsächlich durch Hülfe gewisser Thiere, welche die Rö-
mer mit dem höchsten Erstaunen betrachteten; denn noch nie hatten sie solche zu
Gesicht bekommen. Es waren Elephanten. Lus den Rücken dieser ungeheuren
Thiere waren hölzerne Thürmchen befestigt, von welchen herab 16 Soldaten mit
Lanzen und Pfeilen stritten; auch die Elephanten selbst, namentlich wenn sie erst
durch Wunden gereizt waren, packten mit ihrem Rüssel feindliche Soldaten, schmet-
terten sie zu Boden und zermalmten sie mit ihren Füßen, die eher dicke Säulen
als bewegliche Glieder eines Thieres zu sein schienen. Trotz des ungewohnten
Anblicks, des geheimen Grauens vor diesem unbekannten Feinde, hatten die Römer
mit aller Tapferkeit Widerstand geleistet, und Pyrrhus rief voll Bewunderung
aus: „Mit solchen Soldaten wollte ich die ganze Welt erobern!" — Mit »inem
solchen Feinde wünschte er doch Frieden zu haben und knüpfte Unterhandlungen
an. Ber diesen Verhandlungen kam ein Römer als Abgesandter in des Pyrrhus
Lager, Fabricius mit Namen, der durch seine Rechtschaffenheit sich die allgemeine
Achtung erworben hatte. Da der König wußte, in welchem Ansehen er in Rom
stand, so suchte er ihn zu gewinnen, um durch ihn den Frieden zu bewirken. Er
ließ ihn daher allein zu sich kommen und sprach zu ihm: „Ich weiß, lieber Fa-
bricius, daß du ein kriegserfahrener und tugendhafter Mann, aber dennoch arm
bist; das thut mir leid. Erlaube mir daher, daß ich dir von meinen Schätzen so
viel gebe, daß du reicher seiest, als die anderen Senatoren. Denn das ist der
beste Gebrauch, den Fürsten von ihren Reichthümern machen können, daß sie großen
Männern damit aushelfen. Ich verlange von dir dafür nichts Entehrendes, fon-
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Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Italien Rom Epirus Griechenlands Rom
435
dem nur, daß du deinem Volke zum Frieden räthst. Ich brauche einen tugend-
haften und treuen Freund, und du einen guten König, welcher dich durch seine
Freigebigkeit in den Stand fetzt, mehr Gutes als bisher zu stiften." — War das
nicht fein gesagt und lieblich zu Horen? Und hatte nicht der König seine Absicht,
den Fabricius zu bestechen, sehr prächtig verhüllt? Und was sagte Fabricius
dazu? Er antwortete: „Ich danke dir, lieber König, für die gute Meinung, die
du von mir hast; aber ich wünsche auch, daß du sie behaltest, darum nimm dein
Geld zurück. Du hast ganz recht, daß ich arm bin, aber dennoch bin ich glück-
lich; denn ich werde von meinen Mitbürgern geachtet." Am folgenden Tage ließ
Pyrrhus feinen größten Elephanten hinter eine Tapete stellen und sorgte, daß Fa-
bricius gerade davor seinen Platz erhielt. Nach geendeter Unterredung flog der
Vorhang in die Höhe, und brüllend streckte der Elephant seinen langen Nüssel
über den Fabricius hin. Aber Fabricius wandte sich unerschrocken um, sah das
Thier von oben bis unten an und sprach dann ruhig: „So wenig als mich gestern
dem Geld rührte, schreckt mich heute dein Elephant."
Fabricius war wieder zurück gekehrt. Da erhielt er von dem Leibärzte des
Pyrrhus einen Brief, in welchem dieser sich erbot, seinen Herrn zu vergiften,
wenn ihm der Römer dafür eine gute Belohnung geben wolle. Fabricius schau-
derte vor einer solchen Schandthat zurück. Er sandte den Brief dem Pyrrhus
selbst. Wer malt des Pyrrhus Erstaunen? „Wahrlichi" rief er aus, „eher
wird die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius von dem Pfade
der Tugend und Rechtschaffenheit weichen!" Er strafte den Arzt, wie
er es verdiente, und sandte den Römern zur Dankbarkeit alle Gefangenm ohne
Lösegeld zurück.
11. Hanrnbal's Übergang über die Alpen.
(218 v. Chr.)
Die berühmte Stadt Karthago lag auf der Nordküste Afrika's,
der Insel Sicilien gegenüber. Mit den Karthagern haben die
Römer blutige Kriege geführt. Der berühmteste Feldherr der Karthager
war Hannibal. — Nachdem der Krieg zwischen Rom und Karthago
beschlossen war, erwarteten die Römer einen Angriff zur See; aber ehe
man sich's versah, stand Hannibal mit Elephanten, afrikanischen Reitern
und Fußvolk in Italien. Von Spanien aus war er über den Ebro,
die Pyrenäen und die Rhone gegangen und stand im November am
Fuße der Alpen. Bisher hatte das Heer alle Mühseligkeiten willig
ertragen, jetzt aber, beim Anblick der himmelhohen Alpen, verloren alle
den Muth. Denn ringsum starrte alles von Eis und Schnee; zackige
Felsenspitzen ragten bis in die Wolken; keine Stadt, kein Dorf, kein
gebahnter Weg über das entsetzliche Gebirge! Aber Hannibal verzagte
nicht. Er gab Befehl, die steilen, mit Eis bedeckten Anhöhen hinan-
zuklettern. Viele stürmten zurück; oft griffen verborgene Feinde an oder
wälzten Baumstämme gegen die Karthager, daß ganze Reihen mit Pfer-
den und Gepäck in die Abgründe stürzten. Endlich, nach neuntägigem
Kleckern erreichte Hannibal den Gipfel und ließ hier auf den Schnee-
und Eisfeldern sein Heer zwei Tage ruhen. Jetzt meinten sie die größten
Schwierigkeiten überwunden zu haben; aber das Hinabsteigen war fast
noch schwieriger, als das Hinaufklettern. Viele stürzten die steilen Ab-
hänge hinunter; oft rissen sich große Schneebällen los und begruben
ganze Schaaren unter sich. Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen,
hatten die vor Hunger und Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen
28*
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436
Italiens erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte!
Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch die
Halste; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vorhanden!
Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen
die Römer nicht mindern.
Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien
unter Anführung des Wern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am
Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschlagen,
und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über den
Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der
Trebra. Mt dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das
mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten und
hatte die Gegend überschwemmt; das hieü Hannibal nicht auf. Drei
Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten; die
Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch
eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum
war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an.
Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren
Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war
so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt.
13. Julius Cäsar.
(60-Mb. Chr.)
Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er stüh
aber seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte
einen schwächlichen Körper, ein blasses, Hageres Gesicht, und oft litt er an
Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich
gesund', und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fech-
ten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwer-
den des Krieges ertragen konnte.
Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er
ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Don seiner
Mutter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, wodurch er sich nach-
her so beliebt zu machen wußte.
Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede-
kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen,
welche 26 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. „Was!"
rief Cäsar, „für einen solchen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr?
50 Talente sollt ihr haben." Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld
zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener,
sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen,
still zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte mw Reden vor, und wenn
sie diese nicht lobten, so drohte er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los,
so lasse ich euch alle ans Kreuz heften!" Die Räuber schrieben diese Freimü-
thigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brach-
ten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land.
Aber kaum war er stei, so wußte er sich einige stark bemannte schiffe zu ver-
schaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff; ließ sich sein Geld aus-
zahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtltck.
kreuzigen ließ.
Bald nachher kehrte er nach Rom zurück, und lebte hier mehrere Jahre sehr
verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk und gab
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 8. Geschichte der Römer.
11
4. Krieg mit Pyrrhus. Nach Beendigung der inneren Kämpfe brei-
teten die Römer ihre Herrschaft über ganz Italien aus, nur das reiche Tarent
widerstand ihnen. Als die Tarentiner einige vom Sturm in ihren Hafen ver-
schlagene römische Schiffe vernichteten und einen Gesandten Roms, der Genug-
tuung forderte, arg beschimpften, da wurde Tarent der Krieg erklärt. Dieses
verband sich mit dem König Pyrrhus von Epirus. Er besiegte die Römer
bei Heraklea. namentlich durch seine Elefanten, bewunderte aber die Tapfer-
keit seiner Feinde. („Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein!") Der edle
Römer Fabricius sollte mit Pyrrhus wegen Auslieferung der Gefangenen
verhandeln. Der König versuchte vergebens, ihn durch Gold zu bestechen, und
als er ihn durch einen Elefanten erschrecken wollte, sprach Fabricius: „So
wenig mich gestern Dein Gold lockte, so wenig schreckt mich heute Dein Ele-
fant!" — Emen zweiten Sieg über die Römer erkaufte Pyrrhus so teuer,
daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!"
Kurze Zeit darauf erbot sich des Pyrrhus Leibarzt in einem Briefe an Fabricius,
den König zu vergiften; doch Fabricius sandte den Brief an Pyrrhus, und dieser rief
bewundernd aus: „Eher weicht die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege
der Tugend!"
Endlich besiegten ihn die Römer bei Beneventum (275). Er zog ab,
und Tarent mußte sich ergeben.
5. Der 1. punische Krieg. (264—241.) Die mächtige phönizische
oder punische Pflanzstadt (§ 2) auf der Nordküste Afrikas, Karthago, beherrschte
die großen italienischen Inseln. Wollte Rom seine Macht weiter ausdehnen,
so mußte es mit Karthago in Streit kommen, und dieser entbrannte 264 um
den Besitz Siziliens. Diese Insel eroberten die Römer schnell; aber ohne
Flotte konnten sie die zur See mächtigen Karthager nicht überwältigen. Sie
erbauten darum eine solche und versahen die Schisse mit Enterbrücken, die ihnen
auch einen Seesieg erringen halfen. Die Karthager mußten im Friedens-
schlüsse Sizilien an Rom abtreten.
6. Der 2. punische Krieg (218—201). Um sich zu entschädigen, er-
oberten die Karthager das silberreiche Spanien. Als ihr Heerführer Hanni-
bal auch das mit den Römern verbündete Sagunt eroberte, und eine römische
Gesandtschaft darauf in Karthago Hannibals Auslieferung verlangte oder neuen
Krieg androhte, so wählten die Karthager den Krieg.
Hannibal, im Lager aufgewachsen, war der Liebling der Soldaten, mit denen
er alle Anstrengungen des Kriegslebens teilte, und ein vortrefflicher Feldherr, den das
Unglück nicht beugen, das Glück nicht übermütig machen konnte.
Er zog mit 100000 Mann und vielen Elefanten über die Pyrenäen und
unter großen Schwierigkeiten und Verlusten über die Alpen. Am Ticinus
und an der Trebia unterlagen die römischen Heere (218); am trasimeni-
schen See vernichtete er ein anderes (217). Der röntische Diktator Fabius
wagte keine neue Schlacht, ermüdete aber den Feind, indem er Hannibal aus
seinem Zuge nach Süden beobachtend begleitete. (Zauderer-Cnnctator.) Als an
des Zauderers Stelle andere römische Heerführer traten, vernichtete Hannibal ihr
Heer bei Cannä (216); 70 000 Römer sollen in derselben gefallen sein. In
dieser Not zeigten die Römer bewundernswerte Größe: Hannibals Friedens-
vorschläge wurden abgewiesen, und mit Aufbietung aller Kraft rüstete man
auss neue. — Hannibal wurde von Karthago nicht unterstützt, und sein Glück
verließ ihn. Syrakus wurde von dem Römer Marcellus erobert, wobei
Archimedes umkam, und Scipio besetzte Spanien und drang sogar nach Afrika
hinüber. Hannibal mußte zur Verteidigung Karthagos herbeieilen. Bei Zama
wurde er von Scipio besiegt (202). Karthago mußte eine große Kriegsschuld
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Hrsg.: Nowack, Hugo, Steinweller, F., Sieber, Hermann, Rohn, R. A., Paust, J. G.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
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Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 8. Geschichte der Römer.
zahlen, alle Schiffe, bis auf 10, ausliefern und sollte hinfort keinen Krieg
mehr führen dürfen ohne Erlaubnis der Römer. — Hannibal, von den Römern
verfolgt, tötete sich durch Gift.
7. Der 3. panische Krieg. (149—146.) Karthago erholte sich all-
mählich wieder von seinen Niederlagen. Viele Römer fürchteten auch den so
sehr geschwächten Feind, unter ihnen Cato, der jede seiner Reden mit den
Worten schloß: „Ich bin der Meinung, Karthago müsse zerstört werden!" —
Es war daher den Römern ganz willkommen, daß die Karthager, durch die
benachbarten Numidier fortwährend gereizt, zu den Waffen griffen, um sich zu
verteidigen; denn hierdurch wurde der letzte Friede gebrochen. Die Römer
setzten nach Afrika hinüber, forderten von den Karthagern die Auslieferung
aller Schiffe und Waffen, und als dies geschehen war, sogar die Zerstörung
von Karthago selbst. Da verwandelte sich Karthago in eine Kriegswerkstätte.
Zwei Jahre widerstand die Stadt den Römern, dann erstürmte sie der jüngere
Scipio und zerstörte sie völlig (146). In demselben Jahre wurde auch
Macedonien und Griechenland von den Römern überwunden und Korinth
dabei zerstört.
8. In den nächsten Jahrzehnten unterwarfen die Römer den größten Teil der
damals bekannten Erde. Ungeheurer Reichtum strömte in Rvm zusammen; doch sam-
melte er sich nur in einigen Familien, deren Glieder vorzugsweise die höheren Staats-
ämter bekleideten, während das niedere Volk immer mehr verarmte. Wiederum brach
Streit aus, der sich bis zu Bürgerkriegen steigerte. (Marius [f. Real. B. §2.] und Sulla).
9 Julius Cäsar wuchs in dieser Zeit heran. Er gehörte einer alten
patrizischen Familie an und zeichnete sich durch eine die Herzen gewinnende
Anmut, durch Beredtsamkeit, Verstand und Willenskraft aus. Bald gelangte
er durch die Volksgunst, die er sich durch große Freigebigkeit erwarb, zu den
höchsten Staatsämtern, stürzte sich aber in Schulden. Diese deckte er aus dem
Gewinn seiner Statthalterschaft über Spanien. Nach Rom zurückgekehrt, ver-
band er sich (60) mit dem als Bezwinger Asiens geehrten Pompejus und
dem reichen Crassus zum ersten Triumvirate (Dreimännerbunde). Diese
3 Männer teilten sich in das Reich; dem Cäsar wurde die Statthalterschaft
über Gallien übertragen. Die Uneinigkeit der Gallier klug benutzend, eroberte
er das ganze Land (58—51) und drang als erster Römer über den Rhein
nach Germanien und über den Kanal nach Britannien vor. Inzwischen war
Crassus im Kampfe gegen die Parther gefallen und Pompejus war aus einem
Freunde ein Feind Cäsars geworden, weil er ihm seine Erfolge neidete. Auf
seinen Antrag forderte der Senat von Cäsar, er solle sein Heer entlassen und
nach Rvm zurückkehren. Als sich Cäsar weigerte, wurde er für einen Feind
des Vaterlands erklärt. Da überschritt er den Rubicon, den Grenzfluß seiner
Provinz, indem er rief: „Der Würfel ist gefallen!" Pompejus, der sich ge-
rühmt hatte, er werde Heere aus dem Boden stampfen, mußte mit seinen An-
hängern fliehen, wurde vom nacheilenden Cäsar bei Pharsalus in, Thessa-
lien geschlagen (48) und starb durch Meuchelmord bei seiner Landung in Ägypten.
Hier herrschten Thronstreitigkeiten, die Cäsar zu Gunsten der schönen Kleo-
patra entschied. Einen Aufstand in Kleinasien dämpfte er so rasch, daß er
darüber nach Rom berichten konnte: „Ich kam, sah und siegte!" In glück-
lichen Kämpfen in Afrika und Spanien schlug er seine Gegner völlig und
kehrte hochgeehrt nach Rom zurück, wo er ein 5otägiges Dankfest feierte, das
Volk durch Festspiele erfreute und an 22000 Tischen speiste. Man übertrug
ihm alle Regierungsgewalt; doch ließ er die republikanische Regierungs-
sorm zum Scheine bestehen. — Jetzt bewährte sich Cäsar auch als weiser
Regent; er stellte Ruhe und Ordnung her, verbesserte den Kalender, gab den
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Extrahierte Personennamen: Hannibal Cato Scipio Marius_[f Marius Sulla Julius_Cäsar Cäsar Cäsar Cäsars Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar Cäsar
Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Afrika Karthago Karthago Macedonien Griechenland Korinth Spanien Rom Gallien Rhein Germanien Britannien Kleinasien Rom Afrika Spanien Rom
Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
§ 8. Geschichte der Römer.
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4. Krieg mit Pyrrhus. Nach Beendigung der inneren Kämpfe brei-
teten die Römer ihre Herrschaft über ganz Italien aus, nur das reiche Tarent
widerstand ihnen. Als die Tarentiner einige vom Sturm in ihren Hafen ver-
schlagene römische Schiffe vernichteten und einen Gesandten Roms, der Genug-
tuung forderte, arg beschimpften, da wurde Tarent der Krieg erklärt. Dieses
verband sich mit dem König Pyrrhus von Epirus. Er besiegte die Römer
bei Hera kl ca, namentlich durch seine Elefanten, bewunderte aber die Tapfer-
keit seiner Feinde. („Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein!") Der edle
Römer Fabricius sollte mit Pyrrhus wegen Auslieferung der Gefangenen
verhandeln. Der König versuchte vergebens, ihn durch Gold zu bestechen, und
als er ihn durch einen Elefanten erschrecken wollte, sprach Fabricius: „So
wenig mich gestern Dein Gold lockte, so wenig schreckt mich heute Dein Ele-
fant!" — Emen zweiten Sieg über die Römer erkaufte Pyrrhus so teuer,
daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!"
Kurze Zeit darauf erbot sich des Pyrrhus Leibarzt in einem Briefe an Fabricius,
den König zu vergiften; doch Fabricius sandte den Brief an Pyrrhus, und dieser rief
bewundernd aus: „Eher weicht die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege
der Tugend!"
Endlich besiegten ihn die Römer bei Beneventum (275). Er zog ab,
und Tarent mußte sich ergeben.
5. Der 1. punische Krieg. (264—241.) Die mächtige phönizische
oder punische Pflanzstadt (§ 2) auf der Nordküste Afrikas, Karthago, beherrschte
die großen italienischen Inseln. Wollte Nom seine Macht weiter ausdehnen,
so mußte es mit Karthago in Streit kommen, und dieser entbrannte 264 um
den Besitz Siziliens. Diese Insel eroberten die Römer schnell; aber ohne
Flotte konnten sie die zur See mächtigen Karthager nicht überwältigen. Sie
erbauten darum eine solche und versahen die Schiffe mit Enterbrücken, die ihnen
auch einen Seesieg erringen halfen. Die Karthager mußten im Friedens-
schlüsse Sizilien an Rom abtreten.
6. Der 2. punische Krieg (218—201). Um sich zu entschädigen, er-
oberten die Karthager das silberreiche Spanien. Als ihr Heerführer Hanni-
bal auch das mit den Römern verbündete Sagunt eroberte, und eine römische
Gesandtschaft darauf in Karthago Hannibals Auslieferung verlangte oder neuen
Krieg androhte, so wählten die Karthager den Krieg.
Hannibal, im Lager ausgewachsen, war der Liebling der Soldaten, mit denen
er alle Anstrengungen des Kriegslebens teilte, und ein vortrefflicher Feldherr, den das
Unglück nicht beugen, das Glück nicht übermütig machen konnte.
Er zog mit 100000 Mann und vielen Elefanten über die Pyrenäen und
unter großen Schwierigkeiten und Verlusten über die Alpen. Am Ticinus
und an der Trebia unterlagen die römischen Heere (218); am trasimeni-
schen See vernichtete er ein anderes (217). Der römische Diktator Fabius
wagte keine neue Schlacht, ermüdete aber den Feind, indem er Hannibal auf
seinem Zuge nach Süden beobachtend begleitete. (Zauderer-Cunctator.) Als an
des Zauderers Stelle andere römische Heerführer traten, vernichtete Hannibal ihr
Heer bei Cannä (216); 70 000 Römer sollen in derselben gefallen sein. In
dieser Not zeigten die Römer bewundernswerte Größe: Hannibals Friedens-
vorschläge wurden abgewiesen, und mit Aufbietung aller Kraft rüstete man
aufs neue. — Hannibal wurde von Karthago nicht unterstützt, und sein Glück
verließ ihn. Syrakus wurde von dem Römer Marcellus erobert, wobei
Archimedes umkam, und Scipio besetzte Spanien und drang sogar nach Afrika
hinüber. Hannibal mußte zur Verteidigung Karthagos herbeieilen. Bei Zama
wurde er von Scipio besiegt (202). Karthago mußte eine große Kriegsschuld
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Hrsg.: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A.
Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
Schultypen (WdK): Simultanschule
Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
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§ 8. Geschichte der Römer.
zahlen, alle Schiffe, bis auf 10, ausliefern und sollte hinfort keinen Krieg
mehr führen dürfen ohne Erlaubnis der Römer. — Hannibal, von den Römern
verfolgt, tötete sich durch Gift.
7. Der 3. panische Krieg. (149—146.) Karthago erholte sich all-
mählich wieder von seinen Niederlagen. Viele Römer fürchteten auch den so
sehr geschwächten Feind, unter ihnen Cato, der jede seiner Reden mit den
Worten schloß: „Ich bin der Meinung, Karthago müsse zerstört werden!" —
Es war daher den Römern ganz willkommen, daß die Karthager, durch die
benachbarten Numidier fortwährend gereizt, zu den Waffen griffen, um sich zu
verteidigen; denn hierdurch wurde der letzte Friede gebrochen. Die Römer
fetzten nach Afrika hinüber, forderten von den Karthagern die Auslieferung
aller Schiffe und Waffen, und als dies geschehen war, sogar die Zerstörung
von Karthago selbst. Da verwandelte sich Karthago in eine Kriegswerkstätte.
Zwei Jahre widerstand die Stadt den Römern, dann erstürmte sie der jüngere
Scipio und zerstörte sie völlig (146). In demselben Jahre wurde auch
Macedonien und Griechenland von den Römern überwunden und Korinth
dabei zerstört.
8. In den nächsten Jahrzehnten unterwarfen die Römer den größten Teil der
damals bekannten Erde. Ungeheurer Reichtum strömte in Rom zusammen; doch sam-
melte er sich nur in einigen Familien, deren Glieder vorzugsweise die höheren Staats-
ämter bekleideten, während das niedere Volk immer mehr verarmte. Wiederum brach
Streit aus, der sich bis zu Bürgerkriegen steigerte. (Marius [f. Real. B. § 2.] und Sulla).
9 Julius Cäsar wuchs in dieser Zeit heran. Er gehörte einer alten
patrizischen Familie an und zeichnete sich durch eine die Herzen gewinnende
Anmut, durch Beredtsamkeit, Verstand und Willenskraft aus. Bald gelangte
er durch die Volksgunst, die er sich durch große Freigebigkeit erwarb, zu den
höchsten Staatsämtern, stürzte sich aber in Schulden. Diese deckte er aus dem
Gewinn seiner Statthalterschaft über Spanien. Nach Rom zurückgekehrt, ver-
band er sich (60) mit dem als Bezwinger Asiens geehrten Pompejus und
dem reichen Crassus zum ersten Triumvirate (Dreimännerbunde). Diese
3 Männer teilten sich in das Reich; dem Cäsar wurde die Statthalterschaft
über Gallien übertragen. Die Uneinigkeit der Gallier klug benutzend, eroberte
er das ganze Land (58—51) und drang als erster Römer über den Rhein
nach Germanien und über den Kanal nach Britannien vor. Inzwischen war
Crassus im Kampfe gegen die Parther gefallen und Pompejus war aus einem
Freunde ein Feind Cäsars geworden, weil er ihm seine Erfolge neidete. Auf
seinen Antrag forderte der Senat von Cäsar, er solle sein Heer entlassen und
nach Rom zurückkehren. Als sich Cäsar weigerte, wurde er für einen Feind
des Vaterlands erklärt. Da überschritt er den Rubicon, den Grenzfluß seiner
Provinz, indem er rief: „Der Würfel ist gefallen!" Pompejus, der sich ge-
rühmt hatte, er werde Heere aus dem Boden stampfen, mußte mit seinen An-
hängern fliehen, wurde vom nacheilenden Cäsar bei Pharsalus in, Thessa-
lien geschlagen (48) und starb durch Meuchelmord bei seiner Landung in Ägypten.
Hier herrschten Thronstreitigkeiten, die Cäsar zu Gunsten der schönen Kleo-
patra entschied. Einen Aufstand in Kleinasien dämpfte er so rasch, daß er
darüber nach Rom berichten konnte: „Ich kam, sah und siegte!" In glück-
lichen Kämvfen in Afrika und Spanien schlug er seine Gegner völlig und
kehrte hochgeehrt nach Rom zurück, wo er ein 5otägiges Danksest feierte, das
Volk durch Festspiele erfreute und an 22000 Tischen speiste. Man übertrug
ihm alle Regierungsgewalt; doch ließ er die republikanische Regierungs-
form zum Scheine bestehen. — Jetzt bewährte sich Cäsar auch als weiser
Regent; er stellte Ruhe und Ordnung her, verbesserte den Kalender, gab den
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Extrahierte Ortsnamen: Karthago Karthago Afrika Karthago Karthago Macedonien Griechenland Korinth Rom Spanien Rom Gallien Rhein Germanien Britannien Rom Kleinasien Rom Afrika Spanien Rom