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1. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 434

1873 - Essen : Bädeker
434 Zeit aus dm Knaben große, schone Jünglinge geworden waren, fragte sie einmal ihr Pflegevater: „Nicht wahr, ihr meint, ich sei euer Vater? — Es ist aber nicht also. Ihr seid Prinzen. Der arme Numitor ist euer Großvater, und Amulius hat ihn abgesetzt!" Das betrübte die kühnen Jünglinge. Sie sammelten die Hirten der Umgegend, ihre Freunde, erzählten ihnen die ganze Geschichte, gingen nach Alba, er- schlugen den Amulius und setzten ihren Großvater wieder auf den Thron. Erkenntlich für solche Wohlthat gab ihnen Numitor einen Fleck Landes an der Tiber und erlaubte ihnen, eine Stadt zu bauen. Hier nun, an dem Orte, wo sie als Hirten gewohnt hatten, legten Romulus und Remus, in Verbindung mit vielen Bewohnern der Umgegend, den Grund zu der Stadt, aus welcher später das so mächtige Rom wurde. Gleich im Anfange war unter den Brüdern Streit, wer von ihnen die Stadt benennen, wer sie als König beherrschen sollte, und der Streit endete mit — Todschlag. Romulus schlug seinen Bruder Remus todt und nannte die Stadt nach seinem Namen Rom. Dem Brudermörder ging's indeß am Ende, ,wie er's verdiente. Er ward zwar König der neuen Stadt, aber die Ältesten (lat. Senatoren) hatten auch ein Wort mit zu reden. Und als Romulus ihnen einmal nicht recht zu Willen sein wollte, stachen sie ihn todt und sagten aus Furcht vor dem Volke: „Die Götter haben ihn abgeholt und in ihre Mitte versetzt." — Und fortan hieß der Brudermörder Romulus ein Gott. 10. Pyrrhus und Fabrr'eirrs. (283—272 v. Chr.) Romulus' Stadt war von Tag zu Tag mächtiger geworden, und von ganz Italien gefürchtet stand das kriegerische Rom da. Da kam etwa 300 v. Chr. aus Epirus, einer Landschaft des nördlichen Griechenlands, ein mächtiger König über das Meer; er hieß Pyrrhus; er wollte sich mit den Römern messen. In der ersten Schlacht siegte er hauptsächlich durch Hülfe gewisser Thiere, welche die Rö- mer mit dem höchsten Erstaunen betrachteten; denn noch nie hatten sie solche zu Gesicht bekommen. Es waren Elephanten. Lus den Rücken dieser ungeheuren Thiere waren hölzerne Thürmchen befestigt, von welchen herab 16 Soldaten mit Lanzen und Pfeilen stritten; auch die Elephanten selbst, namentlich wenn sie erst durch Wunden gereizt waren, packten mit ihrem Rüssel feindliche Soldaten, schmet- terten sie zu Boden und zermalmten sie mit ihren Füßen, die eher dicke Säulen als bewegliche Glieder eines Thieres zu sein schienen. Trotz des ungewohnten Anblicks, des geheimen Grauens vor diesem unbekannten Feinde, hatten die Römer mit aller Tapferkeit Widerstand geleistet, und Pyrrhus rief voll Bewunderung aus: „Mit solchen Soldaten wollte ich die ganze Welt erobern!" — Mit »inem solchen Feinde wünschte er doch Frieden zu haben und knüpfte Unterhandlungen an. Ber diesen Verhandlungen kam ein Römer als Abgesandter in des Pyrrhus Lager, Fabricius mit Namen, der durch seine Rechtschaffenheit sich die allgemeine Achtung erworben hatte. Da der König wußte, in welchem Ansehen er in Rom stand, so suchte er ihn zu gewinnen, um durch ihn den Frieden zu bewirken. Er ließ ihn daher allein zu sich kommen und sprach zu ihm: „Ich weiß, lieber Fa- bricius, daß du ein kriegserfahrener und tugendhafter Mann, aber dennoch arm bist; das thut mir leid. Erlaube mir daher, daß ich dir von meinen Schätzen so viel gebe, daß du reicher seiest, als die anderen Senatoren. Denn das ist der beste Gebrauch, den Fürsten von ihren Reichthümern machen können, daß sie großen Männern damit aushelfen. Ich verlange von dir dafür nichts Entehrendes, fon-

2. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 435

1873 - Essen : Bädeker
435 dem nur, daß du deinem Volke zum Frieden räthst. Ich brauche einen tugend- haften und treuen Freund, und du einen guten König, welcher dich durch seine Freigebigkeit in den Stand fetzt, mehr Gutes als bisher zu stiften." — War das nicht fein gesagt und lieblich zu Horen? Und hatte nicht der König seine Absicht, den Fabricius zu bestechen, sehr prächtig verhüllt? Und was sagte Fabricius dazu? Er antwortete: „Ich danke dir, lieber König, für die gute Meinung, die du von mir hast; aber ich wünsche auch, daß du sie behaltest, darum nimm dein Geld zurück. Du hast ganz recht, daß ich arm bin, aber dennoch bin ich glück- lich; denn ich werde von meinen Mitbürgern geachtet." Am folgenden Tage ließ Pyrrhus feinen größten Elephanten hinter eine Tapete stellen und sorgte, daß Fa- bricius gerade davor seinen Platz erhielt. Nach geendeter Unterredung flog der Vorhang in die Höhe, und brüllend streckte der Elephant seinen langen Nüssel über den Fabricius hin. Aber Fabricius wandte sich unerschrocken um, sah das Thier von oben bis unten an und sprach dann ruhig: „So wenig als mich gestern dem Geld rührte, schreckt mich heute dein Elephant." Fabricius war wieder zurück gekehrt. Da erhielt er von dem Leibärzte des Pyrrhus einen Brief, in welchem dieser sich erbot, seinen Herrn zu vergiften, wenn ihm der Römer dafür eine gute Belohnung geben wolle. Fabricius schau- derte vor einer solchen Schandthat zurück. Er sandte den Brief dem Pyrrhus selbst. Wer malt des Pyrrhus Erstaunen? „Wahrlichi" rief er aus, „eher wird die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius von dem Pfade der Tugend und Rechtschaffenheit weichen!" Er strafte den Arzt, wie er es verdiente, und sandte den Römern zur Dankbarkeit alle Gefangenm ohne Lösegeld zurück. 11. Hanrnbal's Übergang über die Alpen. (218 v. Chr.) Die berühmte Stadt Karthago lag auf der Nordküste Afrika's, der Insel Sicilien gegenüber. Mit den Karthagern haben die Römer blutige Kriege geführt. Der berühmteste Feldherr der Karthager war Hannibal. — Nachdem der Krieg zwischen Rom und Karthago beschlossen war, erwarteten die Römer einen Angriff zur See; aber ehe man sich's versah, stand Hannibal mit Elephanten, afrikanischen Reitern und Fußvolk in Italien. Von Spanien aus war er über den Ebro, die Pyrenäen und die Rhone gegangen und stand im November am Fuße der Alpen. Bisher hatte das Heer alle Mühseligkeiten willig ertragen, jetzt aber, beim Anblick der himmelhohen Alpen, verloren alle den Muth. Denn ringsum starrte alles von Eis und Schnee; zackige Felsenspitzen ragten bis in die Wolken; keine Stadt, kein Dorf, kein gebahnter Weg über das entsetzliche Gebirge! Aber Hannibal verzagte nicht. Er gab Befehl, die steilen, mit Eis bedeckten Anhöhen hinan- zuklettern. Viele stürmten zurück; oft griffen verborgene Feinde an oder wälzten Baumstämme gegen die Karthager, daß ganze Reihen mit Pfer- den und Gepäck in die Abgründe stürzten. Endlich, nach neuntägigem Kleckern erreichte Hannibal den Gipfel und ließ hier auf den Schnee- und Eisfeldern sein Heer zwei Tage ruhen. Jetzt meinten sie die größten Schwierigkeiten überwunden zu haben; aber das Hinabsteigen war fast noch schwieriger, als das Hinaufklettern. Viele stürzten die steilen Ab- hänge hinunter; oft rissen sich große Schneebällen los und begruben ganze Schaaren unter sich. Endlich, nach Verlauf von fünfzehn Tagen, hatten die vor Hunger und Anstrengung abgezehrten Krieger die Ebenen 28*

3. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 436

1873 - Essen : Bädeker
436 Italiens erreicht. Aber wie erschrak Hannibal, als er sein Heer musterte! Von seinem über 50,000 Mann starken Heere hatte er nur noch die Halste; von den 40 Elephanten war nur noch ein einziger vorhanden! Doch das alles konnte seinen Muth nicht beugen und seinen Haß gegen die Römer nicht mindern. Die Römer schickten jetzt eiligst ein Heer nach Ober-Italien unter Anführung des Wern Scipio. Dieser traf mit Hannibal am Ticinus, einem Nebenflüsse des Po, zusammen, wurde völlig geschlagen, und kam kaum mit dem Leben davon. Nun ging Hannibal über den Po und schlug noch in demselben Jahre das römische Heer an der Trebra. Mt dem Frühling des folgenden Jahres drang er in das mittlere Italien. Hier war der Arno aus seinen Ufern getreten und hatte die Gegend überschwemmt; das hieü Hannibal nicht auf. Drei Tage und drei Nächte mußten die Soldaten im Wasser waten; die Lastthiere blieben im Schlamm stecken; Hannibal selbst verlor durch eine Augenentzündung, die er nicht abwarten konnte, ein Auge. Kaum war er auf dem Trocknen, so rückte ein großes Heer gegen ihn an. Aber Hannibal schlug das römische Heer so, daß 15,000 Römer ihren Tod fanden und 6000 in Gefangenschaft geriethen. Das Blutbad war so entsetzlich, daß noch jetzt die Ebene davon das Blutfeld heißt. 13. Julius Cäsar. (60-Mb. Chr.) Er war der größte aller römischen Feldherren. Seinen Water verlor er stüh aber seine vortreffliche Mutter Aurelia gab ihm eine gute Erziehung. Er hatte einen schwächlichen Körper, ein blasses, Hageres Gesicht, und oft litt er an Kopfschmerzen; aber durch strenge Mäßigkeit im Essen und Trinken erhielt er sich gesund', und durch allerlei körperliche Übungen, durch Laufen, Schwimmen, Fech- ten, Reiten stärkte er sich so, daß er späterhin alle Anstrengungen und Beschwer- den des Krieges ertragen konnte. Nie war er müßig; täglich las, schrieb oder übersetzte er etwas. Wenn er ein Buch gelesen hatte, so wiederholte er den Inhalt desselben. Don seiner Mutter lernte er besonders die Freundlichkeit im Umgänge, wodurch er sich nach- her so beliebt zu machen wußte. Einst machte Cäsar eine Reise nach Kleinasien, um dort sich in der Rede- kunst noch weiter zu bilden. Unterwegs wurde er von Seeräubern überfallen, welche 26 Talente (beinahe 25,000 Thaler) Lösegeld von ihm forderten. „Was!" rief Cäsar, „für einen solchen Mann, wie ich bin, verlangt ihr nicht mehr? 50 Talente sollt ihr haben." Hierauf schickte er seine Begleiter aus, das Geld zusammenzubringen. Während dessen benahm er sich nicht wie ein Gefangener, sondern wie ein Herr der Seeräuber. Wenn er schlafen wollte, befahl er ihnen, still zu sein. Zuweilen las er ihnen seine Gedichte mw Reden vor, und wenn sie diese nicht lobten, so drohte er: „Dafür sollt ihr mir büßen; komme ich los, so lasse ich euch alle ans Kreuz heften!" Die Räuber schrieben diese Freimü- thigkeit seiner muntern Laune zu und hatten ihre Freude daran. Endlich brach- ten seine Leute die 50 Talente Lösegeld. Die Räuber setzten ihn ans Land. Aber kaum war er stei, so wußte er sich einige stark bemannte schiffe zu ver- schaffen, holte die Seeräuber ein, eroberte ihr Schiff; ließ sich sein Geld aus- zahlen und führte die Räuber nach der Küste Kleinasiens, wo er sie sämmtltck. kreuzigen ließ. Bald nachher kehrte er nach Rom zurück, und lebte hier mehrere Jahre sehr verschwenderisch; besonders verschenkte er große Summen an das Volk und gab

4. Nr. 22 - S. 11

1904 - Breslau : Hirt
§ 8. Geschichte der Römer. 11 4. Krieg mit Pyrrhus. Nach Beendigung der inneren Kämpfe brei- teten die Römer ihre Herrschaft über ganz Italien aus, nur das reiche Tarent widerstand ihnen. Als die Tarentiner einige vom Sturm in ihren Hafen ver- schlagene römische Schiffe vernichteten und einen Gesandten Roms, der Genug- tuung forderte, arg beschimpften, da wurde Tarent der Krieg erklärt. Dieses verband sich mit dem König Pyrrhus von Epirus. Er besiegte die Römer bei Heraklea. namentlich durch seine Elefanten, bewunderte aber die Tapfer- keit seiner Feinde. („Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein!") Der edle Römer Fabricius sollte mit Pyrrhus wegen Auslieferung der Gefangenen verhandeln. Der König versuchte vergebens, ihn durch Gold zu bestechen, und als er ihn durch einen Elefanten erschrecken wollte, sprach Fabricius: „So wenig mich gestern Dein Gold lockte, so wenig schreckt mich heute Dein Ele- fant!" — Emen zweiten Sieg über die Römer erkaufte Pyrrhus so teuer, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!" Kurze Zeit darauf erbot sich des Pyrrhus Leibarzt in einem Briefe an Fabricius, den König zu vergiften; doch Fabricius sandte den Brief an Pyrrhus, und dieser rief bewundernd aus: „Eher weicht die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege der Tugend!" Endlich besiegten ihn die Römer bei Beneventum (275). Er zog ab, und Tarent mußte sich ergeben. 5. Der 1. punische Krieg. (264—241.) Die mächtige phönizische oder punische Pflanzstadt (§ 2) auf der Nordküste Afrikas, Karthago, beherrschte die großen italienischen Inseln. Wollte Rom seine Macht weiter ausdehnen, so mußte es mit Karthago in Streit kommen, und dieser entbrannte 264 um den Besitz Siziliens. Diese Insel eroberten die Römer schnell; aber ohne Flotte konnten sie die zur See mächtigen Karthager nicht überwältigen. Sie erbauten darum eine solche und versahen die Schisse mit Enterbrücken, die ihnen auch einen Seesieg erringen halfen. Die Karthager mußten im Friedens- schlüsse Sizilien an Rom abtreten. 6. Der 2. punische Krieg (218—201). Um sich zu entschädigen, er- oberten die Karthager das silberreiche Spanien. Als ihr Heerführer Hanni- bal auch das mit den Römern verbündete Sagunt eroberte, und eine römische Gesandtschaft darauf in Karthago Hannibals Auslieferung verlangte oder neuen Krieg androhte, so wählten die Karthager den Krieg. Hannibal, im Lager aufgewachsen, war der Liebling der Soldaten, mit denen er alle Anstrengungen des Kriegslebens teilte, und ein vortrefflicher Feldherr, den das Unglück nicht beugen, das Glück nicht übermütig machen konnte. Er zog mit 100000 Mann und vielen Elefanten über die Pyrenäen und unter großen Schwierigkeiten und Verlusten über die Alpen. Am Ticinus und an der Trebia unterlagen die römischen Heere (218); am trasimeni- schen See vernichtete er ein anderes (217). Der röntische Diktator Fabius wagte keine neue Schlacht, ermüdete aber den Feind, indem er Hannibal aus seinem Zuge nach Süden beobachtend begleitete. (Zauderer-Cnnctator.) Als an des Zauderers Stelle andere römische Heerführer traten, vernichtete Hannibal ihr Heer bei Cannä (216); 70 000 Römer sollen in derselben gefallen sein. In dieser Not zeigten die Römer bewundernswerte Größe: Hannibals Friedens- vorschläge wurden abgewiesen, und mit Aufbietung aller Kraft rüstete man auss neue. — Hannibal wurde von Karthago nicht unterstützt, und sein Glück verließ ihn. Syrakus wurde von dem Römer Marcellus erobert, wobei Archimedes umkam, und Scipio besetzte Spanien und drang sogar nach Afrika hinüber. Hannibal mußte zur Verteidigung Karthagos herbeieilen. Bei Zama wurde er von Scipio besiegt (202). Karthago mußte eine große Kriegsschuld

5. Nr. 22 - S. 12

1904 - Breslau : Hirt
12 § 8. Geschichte der Römer. zahlen, alle Schiffe, bis auf 10, ausliefern und sollte hinfort keinen Krieg mehr führen dürfen ohne Erlaubnis der Römer. — Hannibal, von den Römern verfolgt, tötete sich durch Gift. 7. Der 3. panische Krieg. (149—146.) Karthago erholte sich all- mählich wieder von seinen Niederlagen. Viele Römer fürchteten auch den so sehr geschwächten Feind, unter ihnen Cato, der jede seiner Reden mit den Worten schloß: „Ich bin der Meinung, Karthago müsse zerstört werden!" — Es war daher den Römern ganz willkommen, daß die Karthager, durch die benachbarten Numidier fortwährend gereizt, zu den Waffen griffen, um sich zu verteidigen; denn hierdurch wurde der letzte Friede gebrochen. Die Römer setzten nach Afrika hinüber, forderten von den Karthagern die Auslieferung aller Schiffe und Waffen, und als dies geschehen war, sogar die Zerstörung von Karthago selbst. Da verwandelte sich Karthago in eine Kriegswerkstätte. Zwei Jahre widerstand die Stadt den Römern, dann erstürmte sie der jüngere Scipio und zerstörte sie völlig (146). In demselben Jahre wurde auch Macedonien und Griechenland von den Römern überwunden und Korinth dabei zerstört. 8. In den nächsten Jahrzehnten unterwarfen die Römer den größten Teil der damals bekannten Erde. Ungeheurer Reichtum strömte in Rvm zusammen; doch sam- melte er sich nur in einigen Familien, deren Glieder vorzugsweise die höheren Staats- ämter bekleideten, während das niedere Volk immer mehr verarmte. Wiederum brach Streit aus, der sich bis zu Bürgerkriegen steigerte. (Marius [f. Real. B. §2.] und Sulla). 9 Julius Cäsar wuchs in dieser Zeit heran. Er gehörte einer alten patrizischen Familie an und zeichnete sich durch eine die Herzen gewinnende Anmut, durch Beredtsamkeit, Verstand und Willenskraft aus. Bald gelangte er durch die Volksgunst, die er sich durch große Freigebigkeit erwarb, zu den höchsten Staatsämtern, stürzte sich aber in Schulden. Diese deckte er aus dem Gewinn seiner Statthalterschaft über Spanien. Nach Rom zurückgekehrt, ver- band er sich (60) mit dem als Bezwinger Asiens geehrten Pompejus und dem reichen Crassus zum ersten Triumvirate (Dreimännerbunde). Diese 3 Männer teilten sich in das Reich; dem Cäsar wurde die Statthalterschaft über Gallien übertragen. Die Uneinigkeit der Gallier klug benutzend, eroberte er das ganze Land (58—51) und drang als erster Römer über den Rhein nach Germanien und über den Kanal nach Britannien vor. Inzwischen war Crassus im Kampfe gegen die Parther gefallen und Pompejus war aus einem Freunde ein Feind Cäsars geworden, weil er ihm seine Erfolge neidete. Auf seinen Antrag forderte der Senat von Cäsar, er solle sein Heer entlassen und nach Rvm zurückkehren. Als sich Cäsar weigerte, wurde er für einen Feind des Vaterlands erklärt. Da überschritt er den Rubicon, den Grenzfluß seiner Provinz, indem er rief: „Der Würfel ist gefallen!" Pompejus, der sich ge- rühmt hatte, er werde Heere aus dem Boden stampfen, mußte mit seinen An- hängern fliehen, wurde vom nacheilenden Cäsar bei Pharsalus in, Thessa- lien geschlagen (48) und starb durch Meuchelmord bei seiner Landung in Ägypten. Hier herrschten Thronstreitigkeiten, die Cäsar zu Gunsten der schönen Kleo- patra entschied. Einen Aufstand in Kleinasien dämpfte er so rasch, daß er darüber nach Rom berichten konnte: „Ich kam, sah und siegte!" In glück- lichen Kämpfen in Afrika und Spanien schlug er seine Gegner völlig und kehrte hochgeehrt nach Rom zurück, wo er ein 5otägiges Dankfest feierte, das Volk durch Festspiele erfreute und an 22000 Tischen speiste. Man übertrug ihm alle Regierungsgewalt; doch ließ er die republikanische Regierungs- sorm zum Scheine bestehen. — Jetzt bewährte sich Cäsar auch als weiser Regent; er stellte Ruhe und Ordnung her, verbesserte den Kalender, gab den

6. Nr. 23 - S. 11

1904 - Breslau : Hirt
§ 8. Geschichte der Römer. 11 4. Krieg mit Pyrrhus. Nach Beendigung der inneren Kämpfe brei- teten die Römer ihre Herrschaft über ganz Italien aus, nur das reiche Tarent widerstand ihnen. Als die Tarentiner einige vom Sturm in ihren Hafen ver- schlagene römische Schiffe vernichteten und einen Gesandten Roms, der Genug- tuung forderte, arg beschimpften, da wurde Tarent der Krieg erklärt. Dieses verband sich mit dem König Pyrrhus von Epirus. Er besiegte die Römer bei Hera kl ca, namentlich durch seine Elefanten, bewunderte aber die Tapfer- keit seiner Feinde. („Mit solchen Soldaten wäre die Welt mein!") Der edle Römer Fabricius sollte mit Pyrrhus wegen Auslieferung der Gefangenen verhandeln. Der König versuchte vergebens, ihn durch Gold zu bestechen, und als er ihn durch einen Elefanten erschrecken wollte, sprach Fabricius: „So wenig mich gestern Dein Gold lockte, so wenig schreckt mich heute Dein Ele- fant!" — Emen zweiten Sieg über die Römer erkaufte Pyrrhus so teuer, daß er ausrief: „Noch ein solcher Sieg, und ich bin verloren!" Kurze Zeit darauf erbot sich des Pyrrhus Leibarzt in einem Briefe an Fabricius, den König zu vergiften; doch Fabricius sandte den Brief an Pyrrhus, und dieser rief bewundernd aus: „Eher weicht die Sonne von ihrer Bahn, als Fabricius vom Wege der Tugend!" Endlich besiegten ihn die Römer bei Beneventum (275). Er zog ab, und Tarent mußte sich ergeben. 5. Der 1. punische Krieg. (264—241.) Die mächtige phönizische oder punische Pflanzstadt (§ 2) auf der Nordküste Afrikas, Karthago, beherrschte die großen italienischen Inseln. Wollte Nom seine Macht weiter ausdehnen, so mußte es mit Karthago in Streit kommen, und dieser entbrannte 264 um den Besitz Siziliens. Diese Insel eroberten die Römer schnell; aber ohne Flotte konnten sie die zur See mächtigen Karthager nicht überwältigen. Sie erbauten darum eine solche und versahen die Schiffe mit Enterbrücken, die ihnen auch einen Seesieg erringen halfen. Die Karthager mußten im Friedens- schlüsse Sizilien an Rom abtreten. 6. Der 2. punische Krieg (218—201). Um sich zu entschädigen, er- oberten die Karthager das silberreiche Spanien. Als ihr Heerführer Hanni- bal auch das mit den Römern verbündete Sagunt eroberte, und eine römische Gesandtschaft darauf in Karthago Hannibals Auslieferung verlangte oder neuen Krieg androhte, so wählten die Karthager den Krieg. Hannibal, im Lager ausgewachsen, war der Liebling der Soldaten, mit denen er alle Anstrengungen des Kriegslebens teilte, und ein vortrefflicher Feldherr, den das Unglück nicht beugen, das Glück nicht übermütig machen konnte. Er zog mit 100000 Mann und vielen Elefanten über die Pyrenäen und unter großen Schwierigkeiten und Verlusten über die Alpen. Am Ticinus und an der Trebia unterlagen die römischen Heere (218); am trasimeni- schen See vernichtete er ein anderes (217). Der römische Diktator Fabius wagte keine neue Schlacht, ermüdete aber den Feind, indem er Hannibal auf seinem Zuge nach Süden beobachtend begleitete. (Zauderer-Cunctator.) Als an des Zauderers Stelle andere römische Heerführer traten, vernichtete Hannibal ihr Heer bei Cannä (216); 70 000 Römer sollen in derselben gefallen sein. In dieser Not zeigten die Römer bewundernswerte Größe: Hannibals Friedens- vorschläge wurden abgewiesen, und mit Aufbietung aller Kraft rüstete man aufs neue. — Hannibal wurde von Karthago nicht unterstützt, und sein Glück verließ ihn. Syrakus wurde von dem Römer Marcellus erobert, wobei Archimedes umkam, und Scipio besetzte Spanien und drang sogar nach Afrika hinüber. Hannibal mußte zur Verteidigung Karthagos herbeieilen. Bei Zama wurde er von Scipio besiegt (202). Karthago mußte eine große Kriegsschuld

7. Nr. 23 - S. 12

1904 - Breslau : Hirt
12 § 8. Geschichte der Römer. zahlen, alle Schiffe, bis auf 10, ausliefern und sollte hinfort keinen Krieg mehr führen dürfen ohne Erlaubnis der Römer. — Hannibal, von den Römern verfolgt, tötete sich durch Gift. 7. Der 3. panische Krieg. (149—146.) Karthago erholte sich all- mählich wieder von seinen Niederlagen. Viele Römer fürchteten auch den so sehr geschwächten Feind, unter ihnen Cato, der jede seiner Reden mit den Worten schloß: „Ich bin der Meinung, Karthago müsse zerstört werden!" — Es war daher den Römern ganz willkommen, daß die Karthager, durch die benachbarten Numidier fortwährend gereizt, zu den Waffen griffen, um sich zu verteidigen; denn hierdurch wurde der letzte Friede gebrochen. Die Römer fetzten nach Afrika hinüber, forderten von den Karthagern die Auslieferung aller Schiffe und Waffen, und als dies geschehen war, sogar die Zerstörung von Karthago selbst. Da verwandelte sich Karthago in eine Kriegswerkstätte. Zwei Jahre widerstand die Stadt den Römern, dann erstürmte sie der jüngere Scipio und zerstörte sie völlig (146). In demselben Jahre wurde auch Macedonien und Griechenland von den Römern überwunden und Korinth dabei zerstört. 8. In den nächsten Jahrzehnten unterwarfen die Römer den größten Teil der damals bekannten Erde. Ungeheurer Reichtum strömte in Rom zusammen; doch sam- melte er sich nur in einigen Familien, deren Glieder vorzugsweise die höheren Staats- ämter bekleideten, während das niedere Volk immer mehr verarmte. Wiederum brach Streit aus, der sich bis zu Bürgerkriegen steigerte. (Marius [f. Real. B. § 2.] und Sulla). 9 Julius Cäsar wuchs in dieser Zeit heran. Er gehörte einer alten patrizischen Familie an und zeichnete sich durch eine die Herzen gewinnende Anmut, durch Beredtsamkeit, Verstand und Willenskraft aus. Bald gelangte er durch die Volksgunst, die er sich durch große Freigebigkeit erwarb, zu den höchsten Staatsämtern, stürzte sich aber in Schulden. Diese deckte er aus dem Gewinn seiner Statthalterschaft über Spanien. Nach Rom zurückgekehrt, ver- band er sich (60) mit dem als Bezwinger Asiens geehrten Pompejus und dem reichen Crassus zum ersten Triumvirate (Dreimännerbunde). Diese 3 Männer teilten sich in das Reich; dem Cäsar wurde die Statthalterschaft über Gallien übertragen. Die Uneinigkeit der Gallier klug benutzend, eroberte er das ganze Land (58—51) und drang als erster Römer über den Rhein nach Germanien und über den Kanal nach Britannien vor. Inzwischen war Crassus im Kampfe gegen die Parther gefallen und Pompejus war aus einem Freunde ein Feind Cäsars geworden, weil er ihm seine Erfolge neidete. Auf seinen Antrag forderte der Senat von Cäsar, er solle sein Heer entlassen und nach Rom zurückkehren. Als sich Cäsar weigerte, wurde er für einen Feind des Vaterlands erklärt. Da überschritt er den Rubicon, den Grenzfluß seiner Provinz, indem er rief: „Der Würfel ist gefallen!" Pompejus, der sich ge- rühmt hatte, er werde Heere aus dem Boden stampfen, mußte mit seinen An- hängern fliehen, wurde vom nacheilenden Cäsar bei Pharsalus in, Thessa- lien geschlagen (48) und starb durch Meuchelmord bei seiner Landung in Ägypten. Hier herrschten Thronstreitigkeiten, die Cäsar zu Gunsten der schönen Kleo- patra entschied. Einen Aufstand in Kleinasien dämpfte er so rasch, daß er darüber nach Rom berichten konnte: „Ich kam, sah und siegte!" In glück- lichen Kämvfen in Afrika und Spanien schlug er seine Gegner völlig und kehrte hochgeehrt nach Rom zurück, wo er ein 5otägiges Danksest feierte, das Volk durch Festspiele erfreute und an 22000 Tischen speiste. Man übertrug ihm alle Regierungsgewalt; doch ließ er die republikanische Regierungs- form zum Scheine bestehen. — Jetzt bewährte sich Cäsar auch als weiser Regent; er stellte Ruhe und Ordnung her, verbesserte den Kalender, gab den
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